Victor Ferreira ist einer der wenigen Musiker, die es über die Grenzen ihres kleinen Heimatlandes Luxemburg hinaus geschafft haben. Als Sun Glitters ist Ferreira schon bis nach Japan und den USA durchgedrungen, wo er jetzt vom renommierten Underground-Label Mush Records (Blue Sky Black Death, Listener, …) unter Vertrag genommen wurde. Mit „Scattered Into Light“ erscheint nun Ferreira's Mush-Debüt.
Wer Sun Glitters nicht kennt, kann sich anhand des Namens prima ein Bild davon machen, wie Ferreira klingt. Warme Beats und glühende Synthies vermischten sich wie schon auf den Vorgängerwerken mit den klickenden und kratzigen Elementen von Glitch und verzerrten Vocal-Samples. Das Ergebnis klingt wie der Bandname, wirkt genauso wie die scheinbar einzige Art, in der sich Ferreira von Fotografen ablichten lässt: eine sonnendurchflutete Überlagerung aus überbelichteten Fotos von Landschaften und Personenporträts. Es verwundert daher kaum, dass Sun Glitters auf seiner Homepage mal eben Boards Of Canada und Gold Panda als ähnliche Künstler aufzählt. Die Stichhaltigkeit dieses Vergleichs beweist schon der erste veröffentlichte Song des Albums, „Only You“.
So ließe sich Sun Glitters ziemlich schnell als Ambient- und Chillwave-Produzent abstempeln, wenn dem Hörer nicht schon in dem ersten Track perkussive Arrangements in Wonky-Manier entgegenschallen würden, während besagte sphärische Synthies den Hintergrund füllen. Das mag nicht ganz neu sein, zeigt aber, dass sich Sun Glitters offensichtlich in aktuellen Nischen elektronischer Musik wohl fühlt. Wohl genug, um mit Sara eine Gastsängerin ins Boot zu holen, die über das ganze Album hinweg Vocal-Samples ersetzt oder ergänzt. Eine Wahl, zu der man Ferreira beglückwünschen möchte. Als Sängerin für Diverting Duo, die ebenfalls in der Tradition von Chillwave stehen, wird Sara mit Sun Glitters' Sound bereits äußerst vertraut sein.
Dass ihre Stimme auf dem Album oft in überlagerten Echos und Synthie-Melodien untergeht, ist aber im Folgenden nicht weiter tragisch, denn leider muss man den vorigen Statements hinten anstellen, dass sie zwar organische Wärme, aber kaum Substanz zu „Scattered Into Light“ beisteuert, die über das Wiederholen von vier Silben („I, You, We... Know“) hinausgeht. Die Aussage, dass sie Vocal-Samples ersetzt und ergänzt, ist wörtlich zu nehmen. Musikalisch sucht Ferreira einen Mittelweg zwischen kalten Clicks und Cuts und dem warmen Sound flächiger Synthies. Richtig gelingt das aber noch nicht. „Scattered Into Light“ klingt immer noch am besten in Tracks wie „Three, Four Days“, wo die Glitch-Elemente reduziert werden und gegenüber Chillwave-Motiv und anhaltender Vocal-Spur in den Hintergrund treten.
Am nahesten kommt er seinem Ziel wohl in „Lonely Trip“ und „Scattered Into Light“. Beide bestechen mit überlagerten aber klaren Vocals, klickenden Beats und Chillwave-typischer Atmosphäre. Im Vergleich zu „Closer To The Sun“, das ähnliches schafft, sind diese Stücke deutlich dynamischer. Da liegt auch das Hauptproblem dieses Werks. Ferreira bemüht sich zwar um ein abwechslungsreiches Album, jedoch nicht um Tracks mit Abwechslung in sich. Stücke wie die zuvor gelobten sind da eher die Ausnahme. Auffallend ist auch die Tatsache, dass er ganz klar im Schatten seiner Inspirationen steht. Zwar versucht sich Sun Glitters an einer interessanten Mischung, doch fühlt man sich zu oft an eben Boards of Canada und Gold Panda zurückerinnert, um ihm volle Originalität zuzusprechen. Trotzdem ist es ein beachtenswertes Label-Debüt. - CD Starts |